Diese beiden Wochen waren einzigartig und werden für immer unvergesslich bleiben. Aber der Reihe nach:
Sofort nach Erscheinen des TUI-Winterkataloges buchten wir im August 2004 unseren dritten Aufenthalt auf Velavaru, dessen Beginn für den 13. Februar geplant war.
Zwei Tage nach Weihnachten dann die große Katastrophe, die der Welt sicher immer in Erinnerung bleiben wird. Ein Tsunami, ausgelöst durch ein Seebeben der Stärke 9, verwüstete auch große Teile von Velavaru. Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, wie lange die Insel geschlossen bleiben würde. Wir verfolgten die Einträge im Gästebuch der inseleigenen Homepage, und die Statements im Maledivenforum. Dort lasen wir Anfang Jänner von der Wiedereröffnung am 20. Februar 2005. Sicherheitshalber kontaktierten wir den Inselmanager Ali Shaheem, der uns diesen Termin bestätigte. Unser Urlaub verschob sich somit nur um eine Woche, wir konnten es vor Freude kaum fassen.
Manche Freunde, denen wir von unserem geplanten Urlaub erzählten, konnten
es nicht glauben. Ausgerechnet auf die Malediven wollten wir und das nach so
einer erschreckenden Flutwelle? Nie würden sie genau dorthin wollen, eine
gebuchte Reise mit Sicherheit stornieren. Es wären ja laufend Nachbeben bzw.
erneute Erdbeben zu befürchten, die womöglich weitere Tsunamis auslösen.
Außerdem, es könnten ja auch Leichen angeschwemmt werden und und und... viele
ähnliche Warnungen und Befürchtungen bekamen wir zu hören. Doch Günther und ich
waren entschlossen und hatten keine Angst.
Wir sind davon überzeugt:
Wenn es einem bestimmt ist zu sterben, man
sowieso nichts dagegen tun kann.
Die Ressorts brauchen in der nächsten Zeit jeden
Dollar und jeden Gast, doch genau beides bleibt aus.
Das Geld, das wir Touristen
einbringen, dient auch dem Wiederaufbau der Einheimischen-Inseln.
Just zum Zeitpunkt unseres Abreisedatums beschlossen die Expräsidenten Bill Clinton und George Bush Senior, die Malediven zu besuchen. Deshalb wurde unser geplanter Abflug um sechseinhalb Stunden verschoben. Somit starteten wir von Wien aus um 2.40, also bereits am 21. Februar. Der planmäßige Zwischenstopp in Colombo war um 16.40 Ortszeit. Alle Passagiere mussten aus der Boeing 767/300 aussteigen, auch wenn sie wie wir, weiter nach Male wollten. Die Zeit des Wartens auf den Weiterflug war lang, wir starteten um 18.40, Flugzeit zum Zielort eineinviertel Stunden.
Weil der Flughafen wegen der Expräsidenten länger als geplant gesperrt war, mussten wir über 15 Minuten kreisen, ehe wir um 20.20 aufsetzten. Nacheinander landete eine Maschine um die andere und binnen kurzer Zeit war die kleine Schalterhalle mit etwa 300 Menschen überfüllt. Die Angestellten kamen kaum nach mit Passkontrollen und dem Durchleuchten des Gepäckes. So einen Ansturm, noch dazu um diese Uhrzeit, hatten sie sicher noch nie erlebt – wir und viele andere Touristen übrigens auch nicht. Sicher waren an diesem Tag alle darüber verärgert, dass nur zwei Politiker so ein Chaos ausgelöst hatten.
Weil es bereits dunkel war, konnten keine Wasserflugzeuge mehr verkehren. Wir wurden von den jeweiligen Reiseleitern informiert, dass wir für eine Nacht auf Laguna Beach untergebracht wurden. Wieder hieß es lange warten, womit wir ohnehin die meiste Zeit des Tages verbrachten, ehe wir auf drei Boote aufgeteilt wurden. Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde und knapp nach halb zehn legten wir an. Der Steg war langgezogen und ging mehrmals um die Ecke. Die Rezeption war groß und mit Fliesenboden ausgelegt. Wir mussten ein Anmeldeformular ausfüllen und anschließend erklärte man uns den Weg ins Restaurant. Dieses war weitläufig und ebenfalls mit Fliesen am Fußboden und an den Wänden ausgekleidet. Im Gegensatz dazu gefiel mir unser kleines familiäres Velavaru mit überall Sandboden weitaus besser. Das Buffett war ausreichend, doch nach dem anstrengenden Flug und der langen Warterei hatten wir gegen 22.30 nicht mehr wirklich Hunger. Wir wurden im oberen Bereich eines einstöckigen Bungalows untergebracht. An Schlafengehen war jedoch nicht zu denken, da wir auf unsere Koffer warten mussten, die gegen 23.30 mit einem Auto gebracht wurden. Für uns war es eigenartig anzusehen, ein Auto im Sand? Laguna Beach ist jedoch so groß, dass das Gepäck wohl nur auf diese Weise zu den jeweiligen Bungalows gebracht werden kann.
Die Nacht war kurz, denn bereits um 6.45 mussten wir uns in der Rezeption einfinden, um wieder per Boot zum Flughafen Hulule gebracht zu werden. Wir brauchten nicht lange auf das Wasserflugzeug zu warten und wunderten uns, dass es halb leer war. Der Flugbegleiter teilte uns mit, dass wir in Sun Island zwischenlanden würden, dort stiegen dann die wenigen Leute aus. Auf den Weiterflug nach Velavaru waren wir nur zu fünft, die drei anderen wurden per Boot nach Vilu Reef gebracht. Sogleich war das Dhoni zur Stelle, an Bord einer der Rezeption. Er meinte, wir wären die ersten und einzigen Gäste. Wir hielten das für einen Scherz und lächelten. Wir rechneten ja damit, dass bereits am 20. Februar, wo ja die offizielle Eröffnung der Insel war, bereits zahlreiche Gäste eingetroffen waren und wir am 21. gerade noch ein Plätzchen ergattern konnten.
Den Steg in Sicht trauten wir unseren Augen nicht. Der Generalmanager und einige des Personals waren angetreten. Als wir aus dem Boot ausstiegen, erklang das Trommeln und Singen nach maledivischer Bodu Beru Art, auch ihre „Tracht“ hatten sie an. Mit einer Videokamera wurden wir gefilmt, als wir in Richtung Rezeption geleitet wurden. Ich war so gerührt und kämpfte mit den Tränen.
Zu Anfang wurde uns Bungalow 130 zugeteilt, der uns aber nicht so gefiel. Er ist genau an der südwestlichen Ecke und der Blick aufs Meer wird durch viel Grün und Sand beeinträchtigt. Unser Lieblingsbungalow 120 war noch nicht wieder hergestellt, so bekamen wir 125. Wir schätzten die Bemühungen, uns zufriedenstellend unterzubringen.
Den ersten Tag verbrachten wir mit einem Inselrundgang und konnten die noch vorhandenen Schäden deutlich erkennen. Der feine Sand wurde weggespült, somit ragten auf der Nordwest- und der Südostseite Wurzeln aus dem Sand. Auf der Südostseite entstand eine richtige Kante, wo es vorher schräg ins Meer hinein ging. Dafür kann man jetzt auf dieser Seite rund um die Insel gehen, was uns beeindruckte. Bisher war das durch dichten Grünbewuchs und Korallen, die man noch deutlich sieht, ja nicht möglich. Im Inselinneren wurde teilweise neuer Sand aufgebracht
In der ersten Woche unseres Aufenthaltes wurde rund um die Uhr gearbeitet. Die Türen mussten eingebaut und das Mobiliar herangeschafft werden. Es wurde geschliffen, gebohrt und gehämmert. In der Nacht war die helle Arbeitsbeleuchtung weithin sichtbar und der Baulärm auf der Südostseite deutlich hörbar. Auf der Nordwestseite wurde nur untertags gearbeitet, hier war auch bereits jeder zweite Bungalow wieder hergestellt. In unserem Bungalow hörten wir in der Nacht nichts von den Arbeiten. Wegen des großen Temperaturunterschiedes hatten wir zumeist die Klimaanlage in Betrieb. Außerdem, das schöne Rauschen des Meeres und der Wind in den Palmen übertönte jedes andere Geräusch.
Da viele Pflanzen dem Tsunami zum Opfer gefallen waren, wurde laufend neu gepflanzt. Das Personal und Handwerker arbeiteten wirklich hart und wir bewunderten ihren enormen Einsatz restlos. Günther und Maida pflanzten nicht nur ein kleines Bäumchen, sondern auch unsere neue Palme. Auf das Schild sind wir direkt stolz, denn wir waren die ersten Gäste nach dem Tsunami. Sogar unsere Palme aus dem Jahre 2003 hatte überlebt, darüber freuten wir uns sehr. Die aus dem Jahr 2004 war leider nicht mehr zu finden, wie einiges nicht mehr.
Vom Meer wurden fast täglich Baumstämme, Flaschen, Sandalen und einiges
Anderes - wie hier eine halbe Tür - an den Strand geschwemmt, ein unheimlicher Anblick. Auch fiel uns auf, dass mehr Sand auf der Nordseite, wo die typisch schrägen Palmen sind, aufgebracht wurde, wodurch sie sich vergrößerte.
Es war ein teilweise merkwürdiges, aber tolles Gefühl, alleine im
Restaurant bzw. in der Bar zu sein. Alle kümmerten sich fürsorglich um uns. Das
war eine komplett neue und sehr beeindruckende Erfahrung für uns. Vor zwei
Jahren und voriges Jahr waren wir Gäste wie alle anderen, die für (unsere
Verhältnisse) viel Geld Luxus pur genossen. Diesmal wollte ich kein typischer
Tourist sein, der nur konsumiert. Ich wollte helfen und das tat ich auch im
Rahmen dessen, was in meiner Möglichkeit lag. Meine Anfang Jänner gegründete
Spendenaktion, bei der mich Angehörige und Freunde unterstützten, erbrachte einen Betrag von 1730
Dollar, die ich dem Inselmanager überreichte. War zwar nur ein Tropfen auf den
heißen Stein, aber viele kleine Tropfen sind besser als keiner. Wir halfen
angeschwemmte Teile einzusammeln und sprachen viel mit dem Personal, die das –
wie wir – schätzten. Fast alle erzählten über ihre Erlebnisse, die sie gehabt haben,
als der Tsunami kam.
Angeblich hörte sich das Geräusch des Wassers kurz vorher anders an, als würde es blubbern bzw. kochen. Dann kamen die Wellen in ganz unterschiedlicher Höhe. Je nachdem, wo sich das Wasser staute, war es bis zu 2,70 m, an anderer Stelle „nur“ 50 cm hoch.
Das Souvenirgeschäft war bereits bei unserer Ankunft fertig gestellt. In der Bar, im Restaurant und im Omala Restaurant fehlten die Fensterscheiben, wobei im Omala noch mehrere Reparaturen erforderlich sind, wie man im Hintergrund deutlich erkennen kann. Ich genieße das Feeling, allein im Meer zu sein und auch die Schaukel hat es mir angetan *lächel*.
Der Küchenchef fragte uns alle Tage, was wir gern zum Abendessen hätten. Wir fanden das so aufmerksam und waren gerührt, wie die Fürsten umsorgt zu werden. Wir wurden auch täglich gefragt, ob wir einen Wunsch haben und haben geäußert, dass wir gerne Dolphin-Watching machen würden. Gesagt getan, nur für uns zwei fuhr ein Dhoni, besetzt mit 3 Crewmitgliedern eineinhalb Stunden übers Meer. Wir sahen zwar keine Delphine, das machte uns aber nichts, denn es war ein schöner Bootsausflug.
Wir nahmen in der zweiten Woche- wir waren 8 Gäste – an einem dreistündigen Ausflug nach Medhoo (einer Einheimischen-Insel) und Vilu Reef (ein Ressort) teil. Wo man vom Tourismus lebt, waren Ressorts bzw. Hotels binnen weniger Wochen wieder zu 99 % hergestellt, so auch Velavaru gegen Ende unseres Urlaubs. Auf den Einheimischen-Inseln hingegen sieht die Sache ganz anders aus. Die Menschen leben teilweise in Ruinen. Berge von Schutt und Geröll sowie abgebrochene Palmen, teilweise wirklich Verwüstung sind erschreckend anzusehen. An manchen Stellen roch es eigenartig, so moderig und süßlich. Mir taten die Menschen unheimlich leid, die in solch zerstörtem Gebiet leben müssen.
Einen Tag vor Abreise waren bereits ca. 40 Gäste gekommen, Mitte April soll Velavaru wieder voll ausgebucht sein und genauso aussehen, wie man es in Erinnerung hat.
Letztes Update 10. März 2005
© by Burgi Karnutsch, Wien