Der Herbst zieht ins Land

Meist kündigt sich das Ende des Hochsommers durch ein heftiges Gewitter an. Erst Sturmböen mit Blitz und Donner, dann starker Regen und rascher Temperatursturz. Die kommenden Wochen wird es wohl tagsüber noch mal sehr warm, doch es ist keine unerträgliche Hitze mehr. Der Abend im Freien wird mitunter ungemütlich kühl. Man will es nicht wahrhaben, doch der Herbst zieht schleichend ins Land.

Im September steht die Sonne bereits tiefer was optisch als erstes Anzeichen auffällt. Sie scheint mehr ins Zimmer hinein und die Schatten werden länger. Die Abendstunden werden durch den kürzer werdenden Tag frischer, unangenehmer Wind macht sich bemerkbar und man verträgt öfter eine Jacke. Man ist sonnenhungrig und will den Hochsommer mit allen Mitteln festhalten. Noch einmal Boot fahren, schwimmen, im Freien essen und trinken, einfach draußen sein. Anfang Oktober überziehen erste Frühnebelfelder den Morgenhimmel. Noch löst er sich auf und einem sonnigen warmen Tag steht nichts im Wege. Einzig das Essen am Balkon oder im Garten wird gefährlicher, denn Wespen gesellen sich dazu. Weil sie ebenfalls den Herbst und somit ihr Lebensende spüren, werden sie unberechenbar als sonst. Jetzt ist es Zeit Wintervorkehrungen zu treffen. Die im Freien stehenden Blumen gehören allmählich nach drinnen und Möbel außerhalb der Räume abgedeckt. Die Insektengitter lasse ich durchgehend, denn Mauerritzen bieten lange Zeit Schutz vor der kühlen Zeit. Im Kleiderkasten wird jetzt das Sommergewand nach oben geräumt und die warmen Wintersachen griffbereit nach unten.

Blauer Himmel und gelbe Bäume

Mitte/Ende Oktober wird der Nebel hartnäckiger, die noch tiefer stehende Sonne kann sich immer weniger durchsetzen, besonders wenn Südostwind bläst. Dadurch bleiben auch die Temperaturen gedämpft. Nun geht es Schlag auf Schlag in der Natur. alle Blätter beginnen sich zu verfärben, die optisch schönste Jahreszeit beginnt. Im Nebelgrau wirkt alles etwas matt und farblos, doch scheint durch drehenden Nordwestwind mal die Sonne, leuchten die Herbsttöne einmalig schön. Bäume, die nebeneinander stehen und im Sommer einheitlich grün aussehen, schauen jetzt völlig unterschiedlich aus. Nuancen wie ocker, hellbraun, gelb, gold, wein- und kupferrot, mittel- und dunkelbraun verleiten zum spazieren gehen und beobachten. Oft bleibe ich im Freien kurz stehen und genieße den wunderschönen Anblick der sich beinahe täglich verändernden Vegetation.

Der Herbst neigt sich optisch dem Ende

Die Luft riecht auch anders, ein wenig modrig, sumpfig, manchmal fast faul, was ich aber als jahreszeitlich angenehm empfinde, denn es gehört einfach dazu. Ein besonderes Hörerlebnis ist, wenn man durch dichtes Laub watet oder absichtlich schleift. Die unter den Füßen raschelnden abgestorbenen Blätter können gar nicht genug auf der Erde liegen. Die Schuhe werden zwar schmutzig, aber der Genuss war mir das wert. Der Himmel ist tiefblau und in einem windgeschützten Gastkarten kann man für kurze Zeit Most, Sturm und gebratene Kastanien genießen. Einziger Wermutstropfen, die tiefstehende Sonne blendet mich sehr, auch wenn sie sich in Fenster- oder Autoscheiben spiegelt. Am besten sehe ich im Sommer oder bei Wolken und Nebel. Da gibt es nichts blendendes und irritierende Schatten.

Im November ist man innerlich bereits auf den nahenden Winter eingestellt, denn durch die Zeitumstellung ist es bereits nach fünf Uhr abends dunkel. Es dauert eine Weile bis ich mich daran gewöhnt habe, dass es eigentlich erst Nachmittag und nicht schon früher Abend ist weil es so zeitig dämmert. Da jetzt einige Bäume bereits annährend kahl sind, kann ich herrliche Sonnenuntergänge beobachten. Der Himmel scheint manchmal richtig zu brennen. Die hoch hinaufreichenden Wolken sind anfangs goldgelb, nach ein paar Minuten orange, kurze Zeit später schließlich rosarot und knapp vor der totalen Dunkelheit violett. Am Morgen sieht man beschlagene Autoscheiben und friert, geht man aus dem Haus. Am Heimweg freut man sich auf die Heizung und denkt bereits leise an Weihnachten. Ist auch kein Wunder, die Stände vom Christkindlmarkt sind aufgebaut und erste freigeräumte Plätze in Geschäften bieten bereits alles für die Adventzeit.


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Erstellt am 09. November 2001
Letztes Update am 27. Mai 2007
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