Liest sich auf den ersten Blick normal und unscheinbar. Ist halt jemand Lehrerin geworden wie ein anderer Mensch Krankenschwester oder Koch wurde. Trotzdem empfinde ich die Leistung meiner Schwester als was ganz besonderes, ich möchte hier erzählen warum.
Von der Volks- und Hauptschule hielt sie nie besonders viel. Vielleicht wäre ich auch nicht so ein „Streber“ geworden, hätte ich nicht durch meine Sehbehinderung wenigstens etwas haben wollen, worauf auch ich selbst stolz war. Die Wege meiner Schwester und mir trennten sich, sie gründete eine Familie, ich zog in eine andere Stadt und baute hier mein Leben auf.
Als sie vor drei Jahren ankündigte Lehrerin werden zu wollen, hielt ich das für eine spontane Idee denn Maria und lernen? Ich war davon überzeugt sie würde nach ein paar Wochen das Handtuch werfen, doch ich solle mich gründlich täuschen. In sehr kurzer Zeit schaffte sie die Studienberechtigungsprüfung und spezialisierte sich in der dreijährigen Pädagogischen Akademie auf Deutsch und Geographie. Als ich für ein paar Tage nach Hause fuhr, konnte ich eine zunehmende Änderung an Maria bemerken. Wir sprachen nicht mehr nur über Alltägliches, sondern hauptsächlich über das, was sie gerade studierte. Mich begann zu interessieren, was sie lernte und in welchen Büchern sie las. Nun war meine „kleine Schwester“ die „Große“ geworden, die ich jederzeit anrufen und fragen konnte, wie ich als Schriftführerin dies und jenes formulieren sollte.
Geografisch legte sich Maria ebenfalls voll ins Zeug und entwickelte in ungeheuer kurzer Zeit ein angemessenes Wissen, das sie auch auf Geschichte ausweitete. Sie las viel und gewann nicht auch zuletzt dadurch viel an Allgemeinbildung. Als sie das erste Jahr beendet hatte wusste ich, sie würde es mit ihrem Ehrgeiz schaffen und das hat sie auch. Neben Familie bekam sie Ende Juni 2001 das Diplom überreicht. Weil ich total stolz auf sie war und mich so sehr mit ihr freute, konnte mich von dieser Feierlichkeit nichts abhalten.
Die heilige Messe für alle neuen Lehrer und ihre Angehörigen war sehr schön und berührend gestaltet worden. Der Pfarrer hatte sich wirklich gut vorbereitet, der Chor beeindruckte mich tief. Ich möchte mich auf diesem Weg bei der Basilika in Wilten/Innsbruck ganz herzlich dafür bedanken.
Bei der Diplomüberreichung platzte die Pädak aus allen Nähten, doch ich schaffte es dank Professor Wartha und seiner Gattin (Bekannte von Maria) mich durch die Menschenmenge zu kämpfen und ein Foto von ihr machen zu können.
Schließlich erlebte ich die Ehrung MEINER Schwester wohl nur einmal. Der Tag fand noch einen schönen harmonischen Ausklang.
Was ich mit dieser Erzählung vor allem sagen möchte ist:
Auch wenn Kinder in der Schule – aus welchem Grund auch immer - nicht gerade gute Noten haben ist es möglich, wenngleich auch vielleicht schwieriger, im späteren Leben noch alles zu erreichen. Mit eisernem Willen und Durchhaltevermögen kann man auch nahezu Unmögliches schaffen. Maria ließ sich von Nichts und Niemandem beirren, ging ihren Weg und siegte auf allen Linien. Mit ihrem neu gestalteten Leben wird sie auch bestimmt bald eine Stelle finden, davon bin ich überzeugt.
"Heute", 2006, ist Maria Hauptschullehrerin inklusive Klassenvorstand und bildet sich laufend weiter fort. Mich würde es nicht wundern, wenn sie eines Tages Direktorin werden wü,rde *g*.
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Geschrieben am 07. Juli 2001
Letztes Update 20. März 2006
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