Das Wiener-Ferienspiel findet bereits seit einigen Jahren in den Semesterferien im Louis Braille Haus statt. Es wird für Kinder jeder Altersgruppe im großen Saal bzw. Untergeschoß angeboten. Mehrere Stationen sorgen für Unterhaltung und sollen auf diese Weise den ungezwungenen Kontakt zu sehbehinderten und blinden Menschen herstellen. Da die Besucher auch selbst Gelegenheit haben, Vieles mit verbundenen Augen mittels einer sogenannten Schlafmaske auszuprobieren, bekommen sie einen Eindruck davon wie es ist, für ein paar Augenblicke nichts zu sehen.
Fünf Stationen wurden angeboten:
- Den Namen in Blindenschrift schreiben.
- Zeichnen mittels Folie auf einem Zeichenbrett.
- Verschiedene Spiele und ein Puzzle.
- Hindernisparcours.
- Sinnesgarten.
Wir stellten auch einen größeren Tisch an eine Seite des Saals, weil viele Kinder mit ihren Erziehungsberechtigten erstmal frühstücken oder jausnen wollten, ehe sie sich auf die Stationen aufteilten.
Ich arbeitete als Helferin bei der Blindenschriftmaschine. Auf Kärtchen durften die Kinder selbst ihren Namen schreiben. Ich sagte ihnen die Tastenkombinationen für jeden einzelnen Buchstaben an oder zeigte mit den Fingern darauf, wenn die Aufregung zu groß oder das Kind zu klein war. Zum einfacheren Auffinden waren alle Tasten auf der Maschine mit Zahlen von 1 bis 6 beschriftet. Aus diesen Punkten besteht das Blindenschrift-Alphabet (Brailleschrift) das meine Freundin Petra Raissakis auf ihrer Homepage anschaulich für sehende Menschen abgebildet hat. Die Punkte sind nur zur Ansicht schwarz, sonst sind sie farblos, weil sie ja lediglich tastbar sein müssen. Wir verteilten dazu ähnliche Blätter, damit jedes Kind die Möglichkeit hatte, sein geschriebenes Wort zu vergleichen.
Zeichnen:
Auf drei Zeichenbrettern mit gummierter Unterlage wird eine
Folie samt Griffel gelegt. Entnimmt man die Folie, ist jeder
Strich erhaben, sodass Kinder ohne Sehrest geometrisch zeichnen lernen können.
Die kleinen Gäste bemühten sich redlich,
nichtsehend ein Haus, Herz, Baum oder Sonne zu malen.
Wir hatten auch Bücher aufliegen, auf denen Gedrucktes wie zum Beispiel der Buchstabe und daneben das dazugehörige Tier ertastet werden können, was viele Kinder gern unter der Augenbinde versuchten. Die Erwachsenen interessierte vor allem der tastbare Kalender. Jedes Monat konnte eine Sehenswürdigkeit aus Österreich ertastet werden und darunter die Tage. Sehende konnten die Abbildungen problemlos sehen.
Folgende Spiele waren auf zwei Tischen platziert:
Tic Tac Toe, Tempo kleine Schnecke, Vier gewinnt, Mensch ärgere dich nicht und ein Puzzle, bestehend aus großen Teilen.
Mit den Augenmasken machte es allen großen Spaß zu spielen.
Bein Hindernisparcours bekamen die Kinder ebenfalls dunkle Brillen aufgesetzt und einen Blindenstock in die Hand. Sie wurden aufgefordert, der helfenden Stimme zu folgen und umgingen so aufgestellten Kübeln, Töpfen und einer Langbank (Hindernisse). Wer geschickt war und sich traute, der ging auch über diese Langbank. Aus Angst, wo dagegenzulaufen oder zu stolpern, nahmen aber manche Kinder die Stoffbrille ab.
Im Sinnesgarten ging es darum, Lebensmittel zu erkennen.
Was kann es sein? Wonach riecht es? Wonach schmeckt es?
Die Blindenführhunde-Vorführung weckte Begeisterung und Erstaunen. Wie lange geht der Hund in welche Schule? Wieviele Kommandos (Hörzeichen genannt) muss er können? Was kann er alles?
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Mit zahlreichen neu gewonnenen Erfahrungen, Erkenntnissen und weit weniger Vorurteilen oder Scheu gegenüber blinden Menschen gingen viele Kinder nach Hause.
Diese Tage haben auch mir viel gebracht, denn ich hatte große Freude daran, den wissbegierigen Kindern die Blindenschrift zu zeigen, und war manchmal direkt gerührt, wie stolz sie waren, wenn sie ihren selbst teilweise mühsam getippten Namen herumzeigten und eifrig mit dem Alphabet verglichen, ob sie auch ja keinen Fehler gemacht hatten.
Sollte ich in den kommenden Jahren wieder die Möglichkeit bekommen, mich aktiv an dieser Aktion zu beteiligen, so werde ich das sicher tun.
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Letztes Update 14. Februar 2014
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