Von Alberta nach Alaska

Reisebericht von Walter Lindner

Nachdem wir schon Ziele in Europa, Afrika und Asien bereist hatten, fanden meine Frau und ich in einem Katalog ein tolles Angebot, auch Nordamerika kennen zu lernen. Eine Woche Busreise durch die Provinzen Alberta und British Columbia nach Seattle sowie per Schiff von Seattle nach Alaska und retour waren spannend genug, um zu buchen. So starteten wir an einem warmen Julisonntag von Wien via Frankfurt nach Calgary.

Viele Fluglinien bieten für behinderte Menschen Assistenzleistungen an, um ihnen das Umsteigen, Auffinden von Schaltern und Flugsteigen zu erleichtern. Obwohl ich eine sehende Begleitperson hatte und nicht um Hilfe bat, wurde mir diese in Frankfurt gewährt. Im Airbus A320/300 ging es vom größten, deutschen Flughafen via die Niederlande, Schottland, Grönland und den „Großen Teich“ in die Stadt in der Provinz Alberta, in welcher 1988 die Olympischen Winterspiele veranstaltet wurden. Bevor wir kanadischen Boden betraten, stellten wir die Uhren um 8 Stunden zurück. Kanada hat, so wie die USA auch, sechs Zeitzonen. Die Einreiseformalitäten waren etwas strenger als bei uns. Besonderen Wert legt man im Land der Ahornblätter darauf, dass keine verdorbenen oder Gefahr für die Menschen bringenden Lebensmittel eingeführt werden. Der Guid der kanadischen Partneragentur empfing uns, die kleine Reisegruppe aus Wien, am Busparkplatz. Er sprach hervorragend deutsch und ging, soweit möglich, auf die Wünsche seiner Gäste ein. So konnten die Fußballinteressierten das Weltmeisterschaftsfinale live verfolgen. Danach starteten wir den ersten Teil der Stadtrundfahrt. Die Bewohner Calgaries haben als Alternative zum Auto U- und Straßenbahnen sowie Busse. In den Fußgängerzonen herrscht reges Treiben. Es laden viele Restaurants und Bars zum Verweilen ein, wenngleich die Konsumation nicht wirklich günstig ist. Auf den Grundpreis wird automatisch ein Bedienungszuschlag von 15 % sowie die provinzabhängige Steuer aufgerechnet. Nach zweistündigem Sightseeing erreichten wir unser Hotel. Die Unterkünfte befanden sich während der gesamten Busreise durch Kanada in den Ortszentren und waren großzügig ausgestaltet. Die Koffer wurden vom Bus ins Zimmer und von dort am nächsten Tag wieder ins Fahrzeug gebracht. Wir wollten uns eigentlich nur kurz erholen, doch forderte die Müdigkeit nach einem 22-Stunden-Tag ihren Tribut, sodass wir erst am nächsten Morgen erwachten.

Zwei Stunden vor der jeweiligen Abfahrt wurden wir per Telefon geweckt. Vor dem Frühstück stellten wir die Koffer vor die Zimmertüre. Bevor wir Calgary in Richtung unseres ersten Etappenzieles Banff verließen, besichtigten wir die Sprungschanzen und weitere olympische Sportstätten. Im Laufe der sieben Tage, welche wir am Landwege unterwegs waren, stiegen wir zwar oft aus und ein, doch hatten wir, im Gegensatz zu den meisten, bisherigen Reisen, viel mehr Zeit, um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Das Wetter hielt beinahe alle Jahreszeiten für uns bereit. In Calgary war es ähnlich warm wie in Wien, am Mount Castel auf 2000 Meter Seehöhe, die wir mit einer Seilbahn erreichten, natürlich dementsprechend kühler. Das Glück stand uns diesbezüglich auch zur Seite, denn wären wir nur einen Tag später in Calgary angekommen, hätten wir einen Tornado miterleben müssen, der für große Verwüstungen in der Stadt sorgte. Die Straßen in den Nationalparks, für deren Benutzung Maut zu bezahlen ist, sind gut ausgebaut. Sonst versucht man aber, die Natur so zu belassen, wie sie ist. Während der Woche hielten wir immer wieder bei Schluchten und Wasserfällen, die tolle Fotomotive, aber auch einmalige Geräuscherlebnisse, abgeben. Die Stadt Banff hat etwa 7.000 Einwohner und lebt hauptsächlich vom Tourismus.

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, war das Wetter weniger freundlich. Die Reiseroute führte uns zunächst nach Lake Louise, einen bekannten Wintersportort, in welchem in regelmäßigen Abständen Alpine Ski-Weltcuprennen veranstaltet werden. Wir spazierten am namengebenden See entlang, bevor es ins Gebirge weiter ging. Je höher wir vor drangen, desto schlechter wurden die Bedingungen. Der Regen ging in Schneefall, dieser in ein herrliches vorweihnachtliches Gestöber über. Mit einem Snowmobil erkundeten wir den Athabasca Glacier. Das 50 Personen Platz bietende Gefährt bewältigte Steigungen bis zu 32 % ein Gefühl, das etwas mulmig, aber andererseits sehr schön war. In Jasper angekommen, erlaubten es die Temperaturen, das Abendessen im Gastgarten einzunehmen.

Die Fahrt von Jasper nach Sun Peaks war mit beinahe 500 Kilometern die längste der Tour. Während dieser konnten wir erleben, wie eine Elchkuh ihren Nachwuchs aus den Fluten eines Flusses befreite und ein Bär ins Dickicht verschwand.

An der Grenze zwischen den Provinzen Alberta und British Columbia mussten wir die Uhr um eine Stunde zurück stellen. Unser Zielort lebt hauptsächlich vom Wintersport und bietet nur Hotels und Restaurants. Als wir unser Zimmer erreichten, fiel der Strom für mehr als zwei Stunden aus. Dies scheint in dieser Gegend nicht selten zu sein, denn man reagierte nicht hektisch. Einige Restaurants ermöglichten es aber trotzdem zu speisen, da deren Küchen nicht von der Elektrizität abhängig waren, man allerdings nur bar bezahlen konnte. Die Hotels sind maximal drei Stockwerk hoch, sodass man nicht unbedingt einen Lift benötigte. Angestellte waren allerdings mit Taschenlampen hilfreich zur Seite, um Unfälle zu vermeiden.

Wasserfälle, Schluchten, viel Wald, ein Bär und eine, aus Deutschland stammende Bäckerin waren die markanten Höhepunkte des fünften Reisetages, der uns nach Whistler führte. Hier fanden die Alpinen und Nordischen Skibewerbe der Olympischen Winterspiele 2010 statt. Dadurch ist die Infrastruktur in dieser Kleinstadt dementsprechend dicht.

Nicht einmal 150 Kilometer trennten uns vom Hauptort der Olympischen Winterspiele, Vancouver. Die Hauptstadt der Provinz British Columbia beherbergt in ihrem Großraum mehr als 2 Millionen Einwohner. Deren Aussichtsberg, den Grouse Mountain, erreichten wir mit einer großen Gondel. Dort gibt es die berühmten Lumper-Jack-Shows, Holzfällerwettbewerbe mit viel amerikanischem Humor durchdrängt. Die sommerlichen Temperaturen luden die Bevölkerung ein, an der langen Hafenpromenade, in deren Nähe unser Hotel war, zu flanieren, zu feiern und die Freizeit mit all ihren sportlichen Aktivitäten zu genießen.

Wohl ahnend, dass es an der Grenze zu den USA längere Wartezeiten geben könnte, verließen wir Vancouver schon sehr zeitig am Morgen und trafen um 8.45 Uhr am Übergang ein. Im Bus bekamen wir ein Einreiseformular ausgehändigt, welches ausgefüllt zuzüglich 6 Dollar Übertrittsgebühr pro Person abzugeben war. Als nach zwei Stunden noch immer keinerlei Bewegung zu bemerken war, erwirkte der Reiseleiter ausnahmsweise für die Raucher die Erlaubnis, sich neben den Bus zu stellen und ihrem Laster zu frönen. Eine weitere Stunde verging, ohne einen Zentimeter voran gekommen zu sein. Immer wieder überholten uns die Grey-Hound-Busse, welche kanadische oder amerikanische Staatsbürger an Bord hatten. Langsam begann man sich die Frage zu stellen was passiert, wenn wir bis zur Abfahrt des Schiffes um 16 Uhr nicht in Seattle sind, das etwa zwei Autostunden von der Grenze entfernt liegt. Knapp vor Mittag kam Bewegung in die starre Szenerie. Dem uns während der gesamten Tour begleitenden Mitarbeiter des Wiener Reisebüros gelang es, einen höheren Offizier davon zu überzeugen, dass wir zum vorgesehenen Zeitpunkt an Bord des Schiffes sein mussten. So verließen wir den Bus, stellten uns in der Halle an und kamen endlich zu dem Grenzbeamten, welcher zunächst die Fingerabdrücke von beiden Händen und Daumen nahm und danach in unsere Reisepässe ein grünes Blatt Papier einheftete. Das „Eintrittsgeld“ hatte der kanadische Reiseleiter abgesammelt und für uns einbezahlt. Knapp vor 13 Uhr verließen wir den Grenzposten und atmeten auf. Eindreiviertel Stunden später erreichten wir das Stadtgebiet von Seattle. Dort empfing uns Stau. Da der Bus aufgrund des großen Gefälles nicht jede Straße benutzen konnte, musste sich der Fahrer über Umwege zum Hafen kämpfen. Minuten vor Abfahrt des Schiffes stürmten wir, mit Koffer und Handgepäck bewaffnet, ins Hafengebäude, bekamen unseren Bordausweis, der gleichzeitig Zahlungsmittel war. Nachdem die Kreditwürdigkeit überprüft wurde, rannten wir an den bereits anwesenden Gästen vorüber, welche die Seenotübung durchführten und erreichten mit hängenden Zungen die Kabine.

Wenngleich die erste Woche unserer Tour im Bus äußerst interessant war, konnte ein Tag Erholung nicht schaden. Diesen verbrachten wir auf dem Schiff „Norwegian Star“. Das ist eine schwimmende Stadt mit mehr als 2900 Passagieren und 1400 Besatzungsmitgliedern. Hier hat man jedwede Möglichkeit, sich zu verlaufen. Auf 14 Decks werden den Gästen zwölf Restaurants, Bars, ein sich über zwei Etagen erstreckendes Theater, vier Pools, jegliche Möglichkeiten zu sportlichen Aktivitäten, Wellnesseinrichtungen, Jugendclubs tägliche Animation und Spielshows, Livemusik, Shopps, Bibliotheken, Kunstauktionen, Seminarräume und Vieles mehr geboten. Während der Landgänge werden diverse Besichtigungstouren offeriert, für die man relativ tief in die Tasche greifen muss. Allerdings will man natürlich die Sehenswürdigkeiten erleben, denn die Chance, ein zweites Mal hierher zu kommen, ist einigermaßen gering. Bordwährung ist der US-Dollar, einzige offizielle Sprache Englisch.

Nach gut 34 Stunden und etwas mehr als 700 Seemeilen erreichten wir durch die sogenannte „Inside Passage“ Ketchikan in Alaska. In diese Kleinstadt kann man nur via Schiff oder Flugzeug gelangen. Um uns an die lokale Zeit anzupassen, mussten die Uhren erneut um eine Stunde zurück gestellt werden, sodass wir mit zehn Stunden den größten Zeitunterschied gegenüber der mitteleuropäischen Sommerzeit erreichten. Wir hatten zu Hause schon aus dem vorhandenen Prospektmaterial vorbereitet, welche Ausflüge wir unternehmen wollten. Unser Reiseleiter überzeugte uns aber, dass wir die kleine Stadt auch auf eigene Faust und kostengünstiger erkunden könnten. So genossen wir gemütlich unser Frühstück, während sich die Ausflügler von Bord drängten. Wir besichtigten die Stadt, schauten in einige Geschäfte und Souvenirläden und kamen rechtzeitig zurück, bevor der Stau beim Einschiffen auftrat. Beim Verlassen und Betreten unserer luxuriösen Herberge mussten wir die Bordkarte und den Reisepass vorweisen, welchen wir, im Gegensatz zu unseren bisherigen Kreuzfahrten, nicht abgeben mussten. Die Abfahrt am frühen Nachmittag verfolgten wir von unserem Balkon, genossen die wärmenden Strahlen der Sonne, die die Außentemperatur von 15 Grad angenehm machte.

Am nächsten Morgen legten wir in Juneau, der Hauptstadt Alaskas, an, die 287 Seemeilen von Ketchikan entfernt ist. Dort machten wir den ersten von zwei gebuchten Ausflügen. Mit einem Bus, der von einer rührigen, alten Lady gesteuert wurde, fuhren wir zu einem kleinen Hafen, wo wir wieder für unsere 20-köfige Gruppe allein ein Boot bestiegen, auf dem normalerweise 50 Personen Platz finden. Der Veranstalter verspricht in seiner Ausschreibung, dass man garantiert Wale sehen kann falls nicht, bekommt man 100 Dollar rückerstattet. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis man einen der Riesensäuger zu Gesicht bekam.

Um den Fotografierenden den Platz nicht zu verstellen, blieb ich im Innenraum des Schiffes sitzen. Im Gegensatz zu unserem schwimmenden Luxushotel waren die Wellen während der Fahrt einigermaßen zu spüren. Die Tour endete wieder am kleinen Hafen und die kauzige Lady brachte uns ins Stadtzentrum durch das wir spazierten, bevor es gegen Mittag an Bord ging. Vom sonnigen Balkon konnte ich interessiert die minütlichen Starts und Landungen der Wasserflugzeuge verfolgen. Das Schiff legte ab und fuhr in Richtung ewigen Eis weiter. Wir sahen die Gletscher bis ins Meer ragen. Beim „Saywer Glacier“ legte ein Ausflugsboot an und brachte etwa 100 Passagiere an Bord, die eine Ganztagstour gebucht hatten.

Nach 151 Seemeilen legten wir in Skagway an. Unweit des Hafens befindet sich der Bahnhof, von dem wir mit dem weltberühmten Zug über den White Pass fuhren.

Diesen bewältigten viele Menschen unter größten Anstrengungen in Richtung Kanada, um dem Goldrausch zu erliegen. Während der Fahrt konnte ich auf der Plattform die Luft und die Geräusche der Eisenbahn genießen. Es gibt zwar noch dampfbetriebene Garnituren, unserer vierstündigen Tour bis nach Fraser in Kanada waren leider nur zwei Diesellokomotiven vorgespannt. Ich hatte zwar gedacht, es gäbe am Pass einen Fotostopp, bei welchem man den Zug auch verlassen könnte, dem war aber nicht so. Auf kanadischem Gebiet wäre es aus zollrechtlichen Gründen auch nicht gestattet gewesen auszusteigen, was aber sowieso nicht machbar war, weil der Zug in einer Schleife die Rückfahrt antrat. Nach dem Mittagessen an Bord des Schiffes erkundeten wir noch einmal den kleinen Ort, wo sich die Goldgräber ano domini mit Lebensmitteln versorgten. Die alten Lokomotiven zogen ihre Aufmerksamkeit natürlich auf mich. Es roch herrlich nach Eisenbahn und deren Schwellen.

Den nördlichsten Punkt unserer Alaska-Tour hatten wir mit Skagway verlassen und schipperten leider schon wieder gen Seattle, was so viel wie nahendes Reiseende bedeutete.

Richtung Norden benutzten wir die „Inside Passage“, am Rückweg zog es uns etwas weiter auf das offene Meer hinaus. Noch immer glitt das Schiff ruhig dahin, Schwankungen waren nicht zu bemerken. Nach 422 Seemeilen bzw. 23 Stunden Fahrtzeit kamen wir in Prince Ruppert, British Columbia, an. Ich konnte während der Fahrt zwar nach wie vor genüsslich am Balkon sitzen und die Seeluft genießen, die Sonne kriegte ich aber nicht mehr ab. Die musste ich auf den oberen Decks einfangen. Erstmals gab es größeren Stau, als wir die „Norwegian Star“ in Richtung Land verließen. Wir hatten entschieden, keinen Ausflug zu buchen, waren auf eigene Faust unterwegs. Die Straßen in der kanadischen Kleinstadt sind recht übersichtlich angelegt, die Nummerierung der „Avenues“ und „Streets“ begann vom Hafen aus. Im Gegensatz zu Seattle, wo mir nichts aufgefallen ist, verfügt Prince Ruppert über Ampeln mit akustischem Signalgeber. Anstelle des Tickens hört man allerdings einen Kuckuck bzw. Vogelgezwitscher. Wie in all den Städten mit indianischen Ureinwohnern, findet man jede Menge Totems. Wie unser kanadischer Guid Viktor erzählte, dienten die Mahnmale zur Erinnerung an Verstorbene und erzählten Geschichten aus deren Leben, denn es brachte Unglück und ließ ihre Seelen nicht ruhen, sprach man nach dem Ableben über sie.

Es war ein Genuss, nach vier aufeinander folgenden Landgängen die Annehmlichkeiten an Bord nutzen zu können. Dazu kamen noch Sturm und Regen, die Aktivitäten im Inneren ratsam erscheinen ließen. Langeweile kam natürlich trotzdem nicht auf, denn die Shopps und abends eine Show im Theater warteten nur darauf, besucht zu werden. Besonders erfreut war ich über die Tatsache, dass mich wildfremde amerikanische Menschen während der Mahlzeiten ansprachen. Die Menschen jenseits des großen Teiches scheinen keinerlei Berührungsängste gegenüber behinderten Personen zu haben, ganz im Gegensatz zu einigen Mitgliedern unserer Reisegruppe, welche uns entweder mieden oder meine mich begleitende Frau fragten, wenn sie von mir etwas wissen wollten. Dann hieß es schon, die Koffer zu packen und sie vor die Kabinentüre zu stellen.

Nach einer Distanz von 4000 Kilometern und 158 Stunden nach unserem ersten hektischen Eintreffen in der, nach dem Indianerhäuptling Sealth benannten, amerikanischen Stadt, erreichten wir diese zum zweiten Mal, völlig entspannt, weil schlafend. Die Prozedur des Ausschiffens verlief reibungslos, sodass wir die, wenn auch kurze, Stadtrundfahrt in Angriff nehmen konnten. Im Eilzugstempo warfen wir einen Blick auf den für die Weltausstellung 1962 errichteten Turm, die streng abgeschotteten Firmenareale des größten amerikanischen Flugzeugbauers und einer der weltberühmtesten Computerfirmen. Die Reiseleiterin zeigte uns den mühsamen Weg der Lachse vom salzigen Meer- ins süße Flusswasser, bevor wir Kurs auf den Flughafen nahmen. Das Prozedere der Ausreise war mühsamst. Es waren nicht nur lange Wege zu bewerkstelligen, sondern der übertriebene Sicherheitswahn machte es für Passagiere nicht leicht. Die Koffer konnten relativ rasch abgegeben werden. Deren Inhalt wurde keines Blickes gewürdigt, dafür waren die Personenkontrollen um so intensiver. Sogar die Sandalen mussten von den Füßen, der Gürtel von der Hose, bevor ich die Sicherheitsschleuse betreten durfte. Ein freundlicher Beamter tastete den „blinden Terror-Verdächtigen“ ;-) ab, ließ ihn aber dann doch durch. Das, eine Woche zuvor beim Straßenübertritt in den Pass geheftete, grüne Blatt musste vom Kontrollorgan entfernt werden. Er fragte mich, was ich in den Staaten gemacht habe, ich gab die wahrheitsgemäße Antwort. Dann konnten wir endlich den Schalter der Fluglinie aufsuchen, wo wir die Bordtickets bekamen und mit einer U-Bahn zwei Stationen bis zu den Gates mit der Buchstabenbezeichnung S fuhren. Auch diesmal nahmen wir das Privileg behinderter Reisender in Anspruch, vor dem Rest der Meute einsteigen zu dürfen. Die Stewardessen und ihre männlichen Kollegen waren wieder sehr freundlich und hilfsbereit. So, wie vor knapp zwei Wochen auch, hatten wir erneut einen Fenster- und einen Gangplatz in einer Reihe mit vier Sitzen bekommen, allerdings weit hinten, was die Lärmentwicklung während der Reise um ein Vielfaches erhöhte. Während der ersten Stunden des Fluges nach Frankfurt traten immer wieder Turbulenzen auf. Diesmal gelang es mir kaum zu schlafen. Ich wollte das Angebot von Filmen nutzen, gab aber resigniert auf, weil die Tonqualität entsetzlich und das Einstellen der Programme ohne sehende Hilfe nicht möglich war. Die Maschine landete nach einer Flugzeit von mehr als 9 Stunden pünktlich. Wir hatten genügend Zeit, um den langen Weg zum Flugsteig hinter uns zu bringen, die Sicherheitskontrolle zu passieren, wo wir diesmal nicht barfuß durchgehen mussten. Die kurze Teilstrecke bis in die Heimat legten wir mit der rot-weiß-roten Luftlinie zurück. Nach etwas mehr als zwei Wochen Abwesenheit landeten wir zum vorgesehenen Zeitpunkt in Wien. Es dauerte nicht all zu lange, bis wir die Koffer in Empfang nahmen. Per Auto erreichten wir nicht nur unsere Wohnung, sondern auch den ganz normalen Alltag.

Zwei ereignisreiche Wochen sind Vergangenheit. Der Urlaub war anstrengend, brachte aber jede Menge toller Eindrücke. Mein Körper benötigte beinahe eine Woche, um die Zeitumstellung zu realisieren.


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Letztes Update 04. September 2010
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