Zofia Dellmour und ich fuhren gegen Mittag zum Westbahnhof, wo sich alle gegen
13 Uhr trafen. Zofia ist meine Freundin und ursprünglich Polin, weshalb sie nicht nur als meine
Betreuerin sondern auch als Dolmetscherin mitreiste.
Erwin Messerer lenkte den Bus des Bundes-Blindeninstituts (ca 10 Personen haben darin Platz), den wir für die Einladung
nach Polen zur Verfügung gestellt bekamen, wofür ich mich - im Namen aller - bedanken möchte
Ganz vorne saßen Fahrer Erwin und neben ihm Patrick Moor
(Organisator und Referent des FAUS B, Fachausschuss Blindensport).
In der zweiten Reihe saßen Daniela Moor (Patricks Frau und seine Betreuerin), Zofia und ich.
In der dritten Reihe saß hinter mir Andrea Piribauer, neben ihr Kurt Martinschitz (Kärntner Schütze)
und hinter Daniela Bernhard Pichler (Tiroler Schütze).
So starteten wir bei strahlendem Sonnenschein und gut gelaunt Richtung Chorzów (Hoschuf ausgesprochen). Bereits durch Wien Richtung Autobahn brauchten wir eine gute Stunde. Zahlreiche LKWs und Baustellen sorgten für weitere Verzögerungen. Bis wir im Hotel "Bella Notte" ankamen, war es 20.30, bereits stockdunkel und Fahrer und Mitfahrer erschöpft.
Wir staunten sehr, als wir von der polnischen Delegation in einem Extrazimmer des Nebengebäudes auf das Herzlichste empfangen wurden. Inmitten des großen ovalen Tisches standen zwei Kerzenleuchter und zahlreiche Platten mit verschiedenen Speisen waren vorbereitet. Wir wurden gebeten, zuzugreifen und danach in den Schießstand "Emjot" zu fahren, um aufzubauen und einzuschießen. Am Folgetag begannen die Wettkämpfe nämlich bereits um 8 Uhr was bedeutete, um 7 Uhr war Frühstück und um 7.30 Abfahrt.
Gegen 21.30 Uhr brachen wir mit dem Bus zum Schießstand auf. Keiner hatte sich richtig sattgegessen, weil wir uns
beeilten, denn die polnischen Verantwortlichen waren ja extra wegen uns so lange
geblieben.
Rasch bauten wir auf und schossen ein, es wurde 23.10,
ehe wir die 15 Minuten wieder zum Hotel zurückfuhren.
Zofia hatte für uns alles sehr gut übersetzt, sonst hätten wir absolut nichts verstanden, denn ein englische Dolmetscher war krankheitsbedingt ausgefallen. Müde schliefen wir gegen Mitternacht ein.
Um 6 Uhr läutete mein Wecker, da sowohl Zofia als auch
ich duschen wollten, wir waren um Mitternacht einfach zu erschöpft dazu. Die
Nasszelle machte munter(er) und so gingen wir gegen 7 Uhr erneut zum
Nebengebäude frühstücken.
Wieder war ein umfangreiches Büfett aufgebaut mit allem,
was man sich nur vorstellen kann. Leider hatten wir viel zu wenig Zeit, um das erste Essen des Tages zu genießen.
Um Punkt 8 Uhr fand der 1. Bewerb, Damen "stehend frei" 40 Schuss statt. Die Polen
waren mit 13 Damen vertreten, Andrea und ich waren die einzigen Frauen aus Wien.
Weder tschechische noch slowakische Schützen waren anwesend, nur die Polen und wir 5 Österreichische Teilnehmer.
Eine halbe Stunde später waren die Herren mit 60 Schuss an der Reihe.
Das Finale bestand aus den ersten 4 Damen, den ersten 4 Herren und war ein separater Wettbewerb. Die Ringe bzw. Punkte wurden nicht - wie sonst üblich - zum Wettkampf dazugezählt. Es hat schon was für sich, wenn jeder Teilnehmende, egal ob vom Wettkampf her 1. oder 4. die Möglichkeit hat, 1. zu werden.
Während aller Bwerbe "patrollierten" Personen der Standaufsicht hin und her oder blieben hinter Jemandem stehen. Es wurde streng auf die Einhaltung der Regeln geachtet (Übertreten der Feuerlinie, absolute Stille, korrekte Abwicklung usw.) Ein großes Lob an die Organisatoren, alle Schützen hatten gleich faire Bedingungen, die Abwicklung war perfekt.
Erschöpft und hungrig wurden wir gegen 15 Uhr in einem Sportverein in der Stadt zum Essen samt Getränk eingeladen. Anschließend gingen wir im nahegelegenen Park spazieren und tranken noch einen Kaffee, ehe wir zur Siegerehrung geladen wurden. Erneut gab es ein Menü zum Abendessen, obwohl wir noch satt waren. Dann folgte ein polnischer Chor, später Tänze, ehe mit der eigentlichen Siegerehrung begonnen wurde.
Bei den Männern gewann Patrick Moor sowohl den Wettkampf als auch das Finale, worüber wir uns sehr freuten.
Als er bzw. die Polin Aleksandra Janczek als Sieger nach vorne gerufen wurden,
spielte eine polnische
Hymne, ehe sie große Pokale überreicht bekamen. Diese Zeremonie war sehr feierlich und
rührend gestaltet worden, wir waren beindruckt. Zofia übersetzte unermüdlich vom
polnischen ins Deutsche und umgekehrt, womit uns sehr geholfen war. Auch sie wurde mit einer
speziellen Urkunde und Medaille für ihre Verdienste als Dolmetscherin und Betreuerin geehrt, was mich irrsinnig freute.
Vielen Dank an das polnische Team und Aleksandra, die uns an zwei unvergessliche Tage mit einer hervorragenden Veranstaltung erinnern werden.
Erneut war um 6 Uhr Tagwache und um 7 Uhr Frühstück, weil
wir um 8 Uhr abfahren wollten.
Von Polen bis Österreich eine Nebelsuppe, mal dichter
Boden- mal Hochnebel.
Weil keine LKWs am Weg waren und die Baustelle auf der
anderen Seite, kamen wir zügig voran und waren - trotz kurzer Pause - bereits
gegen 13.15 in Wien. Erst lieferten wir Kurt in Meidling ab, der fuhr mit
dem Zug Richtung Süden nach Klagenfurt. Zofia begleitete ihn bis zum Bahnsteig, ehe sie mit der U6 nach Hause fuhr.
Dann siegen Daniela, Patrick und Bernhard am Westbahnhof aus, sie reisten Richtung Westen weiter.
Andrea, Erwin und ich fuhren ins BBI, säuberten
den zuvor vollgetankten Bus, wonach ihn Erwin in die Garage parkte.
Eine schöne und von A bis Z perfekt organisierte Reise fand somit ihren Abschluss.
Letztes Update 27. Oktober 2012
© Copyright by Burgi Bänder, Wien