Diese findet schon seit Jahren für Blinde und Sehbehinderte statt und wird von Kursleiter Karl Mayr organisiert. Obertraun liegt im oberösterreichischen Salzkammergut am Südende des Hallstätter Sees im Norden des Dachsteinmassivs in 518 m Seehöhe.
Diesmal wurden wir in einem 4-Bett-Zimmer untergebracht, wir drei Schützinnen Andrea, Maria und ich, wie auch Nedelka, die wir nicht kannten. Bereits als sie sich uns mit „Nelly“ vorstellte, war sie uns sympathisch und wir verstanden uns die ganze Woche wirklich gut mit ihr. Schmunzeln mussten wir allerdings, weil ich Andrea seit 11 Jahren „Nelly“ nenne. Warum das zustande kam, wäre hier zu umfangreich zu erklären und würde auch nicht hierher passen. Auf jeden Fall musste ich in dieser Woche „Andreanelly“ sagen, damit sich nicht beide angesprochen fühlten *g*.
Mit dem Wetter hatten wir Pech. Es regnete von Montag bis Donnerstag fast durchgehend und war so kalt wie in der Übergangszeit. Alle Teilnehmer wussten wohl, dass es in den Bergen öfter kalt sein kann, aber mit so einem massiven Kälteeinbruch hatte wohl Niemand gerechnet. Wenn wir schon optimistisch kurzärmelige Sachen eingepackt hatten, so besaß zumindest jeder einen Trainingsanzug, den er fast die ganze Woche zwangsläufig anhaben musste. Manch kluger Mensch besaß auch einen Regenschirm.
Der Speisesaal war umgebaut worden. Er wirkte durch Abgrenzungen zwischen den Tischen familiärer und gemütlicher. Am Buffet hatte ich – wie vor zwei Jahren – anfangs Schwierigkeiten mit der Selbstbedienung. Da sich aber alle Speisen jeden Tag am selben Platz befanden, konnte ich bald problemlos auch der blinden Maria etwas an ihren Platz bringen. Alle Betreuer und Sehenden waren stets zur Stelle, sagten automatisch immer aufs Neue, wo sich was befand und brachten es auch an die Tische. Für diese uneingeschränkte Hilfestellung sei allen gedankt. Das Personal war freundlich, die Tische sauber und schön gedeckt, und auch am Buffet waren die Speisen appetitlich angerichtet. Der Raum war hell und für mich als Sehbehinderte war die Orientierung kein Problem.
Weil das Wetter Sportarten im Freien kaum zuließ, gingen wir eben am Vor- und Nachmittag schießen. Wir waren ein tolles Team: Kurt, Andrea, Maria und ich. Betreuer Franz und seine Freundin Birgit waren stets im Einsatz für uns.
Auf diesem Foto ist bei genauerer Betrachtung unschwer zu erkennen, dass ich nicht mit meinem LG-100 schieße. Leider ging die Optik am zweiten Tag kaputt, was sich durch einen Piep- und Heulton bemerkbar machte. Darüber war ich enttäuscht, wollte ich doch diese Woche dazu nutzen, um mich mit dem für mich noch relativ neuen Gewehr vertraut zu machen. Letztlich ließ ich mich nicht entmutigen und versuchte das Beste mit der Waffe zu machen, die Franz für Gastschützen mit im Gepäck hatte. Nicht genug mit dieser Panne, mein Kopfhörer ging auch ein, weil das Kabel einen Wackelkontakt bekam. Als es an einem Tag durch einen lauten Knall plötzlich stockfinster im Schießraum war, dachte ich schon entsetzt, dass nun auch meine Lampe einen Kurzschluss verursacht hätte, denn aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Im Nachhinein mussten wir alle über die kommenden 20 Minuten lachen, doch während wir im Stockdunkeln nach dem Sicherungskasten suchten, war uns nicht danach. Wir fanden ihn hinter einem Holzbrett, doch wo war der Schlüssel? Weiter ging die Suche mit den Händen und unserem Dialog im Dunkeln. Schließlich fanden wir auch diesen und zu meinem Glück (meine Lampe war okay) stellte sich nach ein paar Stunden heraus, dass ein Marder das Kabel der Neonbeleuchtung angeknabbert hatte, wie uns der Inhaber des Schießstandes mitteilte, nachdem er sich die Sachlage vor Ort angeschaut hatte.
Das Finalschießen, das Franz leitete, taugte uns am meisten. Obwohl wir lediglich trainierten, kam die Stimmung einem Wettkampf gleich, weil Franz mit seinem Tonfall und den Kommandos so überzeugend rüberkam. Der Puls ging schneller, wir vier waren absolut konzentriert und man hätte eine Stecknadel fallen gehört, so ruhig war es in den 30 Sekunden zwischen dem Ladevorgang und den Schüssen.
Wenn es kurze Regenpausen gab, gingen Andrea und ich auf die Laufbahn. Zum Laufen waren die Temperaturen optimal, aber zu sonst nichts. Für mich war es eine schöne Abwechslung, nicht immer alleine zu laufen, denn Andrea und ich unterhielten uns nebenbei und motivierten uns gegenseitig, sodass ich immerhin 22 Runden zu je 400 m in 60 Minuten schaffte.
Das tägliche „Dehnen“ bei Trainer Gerd machte uns allen Spaß, denn er war humorvoll und wir lernten viel in diesen Stunden.
Weil mein Papa seinerzeit Torball gespielt hatte, wollte ich mir das Turnier am Donnerstagabend nicht entgehen lassen. Immerhin kannte ich viele, die mitspielten und es wurde spannend und interessant zugleich. Damit für jeden Teilnehmer dieselben Bedingungen herrschen, muss eine schwarze Brille aufgesetzt werden. So waren alle vollblind und auch der Schutz für die Augen war gegeben, denn oft kam der Ball mit einer ordentlichen Wucht daher. Mal sehen, ob ich mich nächstes Jahr traue, da mitzumachen.
Trotz des Wetters war uns keine Minute langweilig. Andrea und ich hatten sogar Mühe, das Kartenschreiben einzuplanen.
Am letzten Tag wurde das Wetter schlagartig wunderschön und wir planten am Nachmittag einen Ausflug nach Bad Ischl, wo wir im Freien Kaffee und Eis genossen. Jede Minute draußen war uns heilig, denn sie war so kostbar.
So viele Events hätte es gegeben, die mich interessiert hätten, doch dafür hätten für mich zwei Wochen wohl kaum gereicht *lachlach*.
Einen Irrglauben möchte ich versuchen aufzuklären: Die Multisportwoche ist eine Veranstaltung für den Breitensport und nicht „nur“ für Leistungssportler“. Jeder, den eines dieser Angebote interessiert, kann daran teilnehmen. Die Teilnehmerzahl muss jedoch begrenzt bleiben, also wer zuerst kommt (sich anmeldet), mahlt zuerst.
Hier einige Auszüge aus dem heurigen Programm, das jährlich angeboten wird, sofern sich genügend Teilnehmer melden. Die Ausschreibung erfolgt meist im Februar, die Multisportwoche findet im darauffolgenden Sommer statt.
Goalball, Torball, allgemeine Kondition, Schießen (stehend frei), Leichtathletik, Fußball, Inlineskaten, allgemeine Kräftigung und Gymnastik, Krafttraining.
Outdoorevents wie: Höhlentrekking, Kanu auf der Traun, Klettern, Bergtour, Wasserski am Traunsee.
Die einzelnen Sportarten werden ausschließlich von staatlich geprüften Trainern, Lehrwarten und Sporttrainern mit Erfahrung im Sport mit Blinden und Sehbehinderten geleitet.
Wer ist der Veranstalter?
Österreichischer Behindertensportverband
Wer führt die Multisportwoche durch?
Fachausschuss für Blinden- und Sehbehindertensport
Wer ist Kursleiter?
Karl Mayr
Leiter Blindensport Österreich
Welche Infrastruktur steht zur Verfügung?
1 Dreifachturnhalle, 2 Mittelhallen, 1 Schwerathletikraum,
1 Tischtennisraum, 1 Kletterzentrum, 1 Sauna,
3 Rasenspielfelder, 1 Mehrzweck-Asphaltplatz, 1 Kunstrasenspielfeld,
2 komplette LA-Anlagen, 1 400-m-Laufbahn, 1 60-m-Laufbahn,
5 Kunstrasentennisplätze,
1 Beachvolleyballplatz,
1 Lehrsaal für 150 Personen, 1 Lehrsaal für 50 Personen, 4 Seminarräume,
Großbildvideoanlage, LCD-Projektor, Videokamera, Dia- und Overheadprojektoren.
Letztes Update 19. Juli 2004
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