Da diese drei Ereignisse relativ knapp hintereinander statt fanden beschloss ich, sie in einer Erzählung zusammen zu fassen.
Meine Freundin Andrea Piribauer und ich hatten seit einiger Zeit die Vorstellung, eine Trainingswoche im Landessportzentrum Dornbirn zu verbringen. Heuer wurde das Vorhaben in die Tat umgesetzt, am 31. Mai starteten wir mit Fahrer und Betreuer Erwin Messerer von Wien aus los.
Der Schießstand im Haus ist groß und verfügt über elektronische Stände.
Erwin wurde vom dortigen Verantwortlichen dahingehend eingeschult, wie er die Computerplätze zu bedienen hatte. Andrea und ich bauten in der Zwischenzeit unser Equipment auf,
der Vorarlberger Trainer Herbert Sonnwerber (von fast allen Sonni genannt), der den Schießstand gut kennt, half mit und bereits am ersten Vormittag versuchten Andrea und ich uns in der Disziplin "stehend frei".
Sonni, der das internationale Reglement beherrscht, zeigte und erklärte Erwin, wie er uns Schützen wortlos den jeweiligen Schuss anzeigt
und wo dieser sich auf der Scheibe befindet.
Hier ein Beispiel:
Ein Zehner ist ein kurzer Touch auf die rechte Schulter, ein Neuner auf den Oberarm, ein Achter auf dem den Unterarm.
Im Uhrzeigersinn, ob er zB links oben, also auf 11, rechts unten auf 5 etc. ist.
Berührt der Schuss nur den Ring, ist also angerissen, kratzt der Betreuer die jeweilge Stelle an (Schulter, Oberarm Unterarm), wobei der Unterarm eigentlich nicht "passieren" sollte, da er sonst die Grenze zum siebener wär *lächel*.
Wenn der Schütze (ich beziehe mich stets auf Männer und Frauen) blind ist, stellt der Trainer mittels Feinjustierung auf der Spezialoptik die Höhe und Richtung ein. Ist die Schützin sehbehindert, wie zB ich, kann der Trainer mit einer Handbewegung anzeigen, in welche Richtung ich selber zu drehen habe.
Verkante ich meine Waffe nach rechts, weist er mich vor oder nach dem Schuss darauf hin, indem er das Gewehr Richtung Wange drückt.
So können Schütze und Betreuer wortlos während eines Wettkampfes kommunizieren, denn vor allem international ist jeder wörtliche Kommentar verboten.
Gibt es entweder vom Schützen oder Betreuer aus Probleme, hebt der Trainer die rechte Hand nach oben.
Ab und zu hört man das laute Kommando: "Feuer einstellen", dann ist es unerlässlich, den Spannhebel zu öffnen, damit sich kein Schuss lösen kann, während vielleicht Jemand nach vorn zu den Scheiben geht.
Auch wenn man seinen Wettkampf beendet hat, verlässt man den Stand nie, ohne den Spannhebel zu öffnen und sich leise zu entfernen.
All das lernten Andrea, ich und Erwin an einem langen Trainingstag. Beobachtet hatten wir diese nonverbale Kommunikation schon öfter, vor allem bei den Schweizern.
An allen Vormittagen, bis 6. Juni, schossen Andrea und ich verschiedene Disziplinen, entweder "stehend frei" oder "sitzend mit Riemen". Auf der elektronischen Anlage konnten wir jeden abgegebenen Schuss exakt mit zB 9,3 oder 10,4 sehen und auch, wohin er nach dem Uhrzeigersinn ging. Trotzdem war es gut zu üben, dass uns Erwin jeden Schuss auf dem Rücken verdeutlichte und uns auch anzeigte, mit welchem Fuß wir vor- oder zurückzutreten hatten. Oft rückte man unbewusst nur einige Millimeter nach rechts oder links ab, dementsprechend dorthin ging auch der Schuss.
Die Nachmittage und Abende verbrachten wir entweder gemeinsam mit bergsteigen, spazieren, Besuche machen, Essengehen oder jeder individuell, wozu er gerade Lust hatte.
Die Woche verging sehr schnell, wir haben viel gelernt, sind als Trio noch mehr zusammen gewachsen und freuten uns auf die bevorstehende
Am 1. Juli fand zum 25. Mal dieser Wettbewerb mit offener Beteiligung abermals im Schießstand Schlosswald in Landeck statt.
Erwin begleitete uns wie vereinbart, wir nächtigten in der Pension Thialblick bei Familie Krüger und hatten es dort sehr familiär und gemütlich.
Der Schießstand ist mit Seilzuganlagen ausgestattet, das wussten wir von den Vorjahren her, sodass Andrea und ich im Gegensatz zu elektronischen Anlagen froh waren, wenn uns Jemand die Scheiben in den Schablonen wechselte und den jeweiligen Schuss anzeigte. Auch wenn wir das schon oft während unserer Trainings alleine schafften, so kam es beim Wettkampf auf Zeit und Nerven an. Selbst die Scheiben zu stecken, kostet unter Umständen zu viel Zeit. Damit wir genügend Platz hatten, war zwischen jedem Schützen ein Stand frei, was sehr komfortabel war. Da Erwin sonst zwischen Andrea und mir hin- und her"springen" hätte müssen, was er sicher bewältigt hätte, betreute mich Herbert Sonnwerber, was ich sehr aufmerksam und nett fand, da der Trainer der Vorarlberger das freiwillig tat.
Ich schoss für meine Verhältnisse (wegen des Tremors) ein für mich hervorragendes Ergebnis und freute mich riesig über den goldenen Schützen, den auch ich bei der Siegerehrung überreicht bekam.
Auch wenn ich seit vielen Jahren in Wien lebe, hört man mir meinen heimatlichen Innsbrucker-Dialekt offenbar nach wie vor an. Das brachte mir unverhofft einen Artikel in der Tiroler Tageszeitung ein, was mich freute und ehrte zugleich. Ich möchte meinen außergewöhnlichen Sport unter die Menschen bringen vor allem aus dem Grund, damit andere Betroffene sehen, was möglich ist, vielleicht Gefallen am Schießen mit dem Luftgewehr finden und wir somit Zuwachs bekommen.
.Bereits eine Woche später gings, diesmal ohne Erwin, zur
Alle Jahre wieder freue ich mich auf diese Trainingswoche im Bundessportzentrum.
Diesmal stand sie ganz im Zeichen des Schießtrainings auf den elektronischen Sius-Anlagen.
Die Trainer bauten - wie schon oft - routiniert die Holzwand und Anlagen auf, verbanden sie mit den PCs, erledigten noch wenige Handgriffe und schon konnten wir an den bereitgestellten Tischen unsere Gewehre etc. herrichten. Bereits am kommenden Tag absolvierten wir die Einheit "stehend frei" und am Nachmittag "sitzend mit Riemen". Es machte sehr viel mehr Spaß und Freude, als wir einerseits die Ergebnisse optisch am PC sahen, andererseits sie aber auch akustisch entweder übers Laptop oder die Kopfhörer hören konnten. Dadurch waren wir zwar selbstständig, ich war aber dennoch sehr dankbar, dass mich die Trainer Sonni und Lothar Heinrich (Trainer und Betreuer aus Kärnten) auf Fehler aufmerksam machten, die sich im Laufe der vielen alleinigen Trainings ohne "Fachleute" eingeschlichen hatten.
Ich neigte dazu, mein Gewehr nach rechts zu verkanten, das fiel mir selber gar nicht auf, ebenso wenig dem Schuss "nachzuschauen". Er war kaum draußen, legte ich die Waffe ab. Dadurch kommt es zu Schüssen, die vom Zehner im Zentrum doch etwas entfernt sind, um es mal so auszudrücken.
Fehlverhalten würde sich auch im Fitnesscenter bemerkbar machen, hätte ich da nicht stets meinen Personaltrainer dabei.
Wie sehr würde ich es schätzen und davon profitieren, hätte ich beim wöchentlichen Training am heimischen Schießstand auch einen Trainer dabei, aber leider ist das Leben kein Wunschkonzert.
So sehr ich diese Woche genoss, so viel ich dazu und neu lernte, so harmonisch und auch lustig es in der Freizeit war, zu schnell ging sie vorbei.
Besonders bedanken möchte ich mich bei Trainer Herbert Sonnweber und Lothar Heinrich, ohne deren Mithilfe und Einsatz dieses intensive und lehrreiche Schießtraining nicht zustande gekommen wäre.
Patrick Moor, selbst erfolgreicher Schütze, half durch sein umfangreiches Wissen in Bezug auf die Laptops, sodass wir nicht nur jeden Schuss sehen, sondern auch hören konnten.
Letztes Update 21. Juli 2011
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